ILIAS-Tricks not only for Schools

iPad - die Lösung für alles?

[wolfganghuebsch] - 3. Nov 2019, 19:19

Ich wurde auf das iPad aufmerksam, weil ich im Freundeskreis erfuhr, dass KollegInnen an Gymnasien "alles" mit dem iPad "machen". Aber was bedeutet alles? Um meine eigenen Erfahrungen sammeln zu können, kaufte ich mir ein 11" 2018er iPad Pro mit 256 GiB Speicher, Stift und Tastatur. Das Fazit nach ca. vier Wochen Test: Das Gerät habe ich nun meiner Frau gegeben, möge sie damit glücklich werden, ich nutze lieber mein MacBook Pro. Als Berufsschullehrer ziehe ich das Fazit, dass ein Microsoft Surface trotz der völlig anderen App-Situation besser geeignet gewesen wäre. Aber ich habe gelernt, wie ich nun - dank Evernote - mein MacBook mit dem iPhone gemeinsam effektiver nutzen kann.

Im Folgenden ein paar Notizen zu den Programmen Office, Evernote, TeacherTool und Veracrypt und etwas Allgemeines zu den Themen Drucken und Dateimanagement auf dem iPad.

P.S.: An Gymnasien scheint mit "alles" in erster Linie Evernote gemeint zu sein, und das ist auch gut so, weil es gut funktioniert und didaktisch sinnvoll ist (aber das ist eine andere Geschichte).
P.P.S.: Ich habe in den letzten vier Wochen noch nie so viel Geld für Software ausgegeben

Mail-Programme

Mail-Apps gibt es genügend. Man kann diese aber nicht individuell mit Postfächern versehen, sondern nur zentral in den iPad-Einstellungen. So ist es auch nicht möglich, eine App für private und die andere für dienstliche Zwecke einzurichten. 

Microsoft-Office und Libre-Office

Libre-Office steht nicht für das iPad zur Verfügung. Es gibt interessanter Weise keine mir bekannte App, die in der Lage wäre, das Open-Office-Format vernünftig zu öffnen, ohne dass die Formatierung flöten geht. Mit anderen Worten: Man ist auf dem iPad auf die proprietären Dateiformate angewiesen. 

Aber auch die offizielle Microsoft-App war in einem Fall nicht in der Lage, einige PowerPoint-Dateien von SchülerInnen zu öffnen. 

Fazit: Office-Produkte laufen noch nicht zufriedenstellend auf dem iPad.

Evernote

Evernote ist das, was bleibt. Evernote nutzt (im Gegensatz zu TeacherTool) eine zentrale Datenbank, was aus datenschutztechnischer Sicht aber auch problematisch sein kann. Der Vorteil ist, dass ich von allen Geräten und aus dem Webbrowser auf Evernote zugreifen kann. Evernote dient mir als Notizverwaltungsprogramm. Es macht Spaß, mein Gekritzel von einem Blatt Papier damit zu fotografieren und in die entsprechende Notiz einzufügen.

Viele GymnasiallehrerInnen nutzen Evernote für den ganzen Unterricht. Sie erstellen darauf alle Materialien. Dieser Weg ist für mich allerdings (bisher) nichts, weil ich das lieber mit einem ILIAS-Lernmodul oder mit Word/Writer erledige. 

Teachertool

Teachertool steht für die größte Enttäuschung, die ich mit dem iPad erlebte. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, es gab auch diese hellen Momente der Begeisterung, immerhin gibt es ja auch viele zufriedene Nutzer. Ich vergleiche TT hier mit Excel und möchte Folgendes dazu sagen:

Kritikpunkte

  1. Datenverlust: Mit TeacherTool 6 erlebte ich meinen ersten Datenverlust, seit ich Noten digital erfasse. Dies ist seit ca. 11 Jahren der Fall. Das Problem bei TT ist, dass eine (verschlüsselte) Datenbank auf dem iPad gespeichert wird. Ist das iPad weg, defekt oder gelöscht, hat man ein Problem. Die einzige automatische Datensicherung erfolgt mit iCloud-Backup, allerdings nicht sofort, sondern mit Verzögerung. Das scheint anders zu sein, wenn man auf TeacherTool Complete wechselt (jährliche Abo-Gebühr). 
  2. TeacherTool Complete: Es hört sich gut an, dass man nun auch sein MacBook zur Dateneingabe nutzen kann. Meine Idee war, auf das iPad zu verzichten und stattdessen mit iPhone und MacBook zu arbeiten. Das Problem: Das MacBook-TeacherTool nutzt keine auf einem Server zentral gespeicherte Datenbank, sondern verlangt die Verbindung zum iPhone (oder iPad). Dort muss man also ersteinmal TT starten, sich im gleichen WLAN befinden und dann läuft es so ähnlich wie bei Whatsapp-Desktop mit den entsprechenden Nachteilen: Sobald die WLAN-Verbindung abbricht oder TT auf dem iPhone beendet wird, friert TT auf dem MacBook sofort ein. In meiner Schule passiert dies so oft, dass die Nutzung eine Quälerei ist. Zu Hause ist die Verbindung stabil, aber ich muss immer erst TT auf dem iPhone starten. Dann ist mir vorgestern auch noch TT auf dem iPhone "abgestürzt", oder wie immer man das nennen soll. Ich stand vor dem Problem, dass sich TT nicht schließen ließ, ich konnte auch nicht zu anderen Apps (Notruf?) wechseln. Ich musste das iPhone erst ausschalten. Das war gar nicht so einfach, weil "Dauerdrücken" auf den Ausschaltknopf nicht ausreicht. Ich habe Volume-Up (oder Down?) und Ausschaltknopf gleichzeitig drücken müssen, dann erst war ein Reboot möglich.
  3. Klassenarbeiten: Funktioniert, die Einarbeitung in die vielen Notenskalen empfand ich aber als nicht niederschwellig. Mit Excel und SVERWEIS bin ich schneller und ich weiß, was ich tue.

Positives

  • Auf dem iPad hat mir TT durchaus Spaß gemacht
  • Die Fotofunktion ist super! Man kann sehr einfach Bilder der SchülerInnen anfertigen und für die Noteneingabe entsprechend nutzen.

Fazit

TT gefällt mir nur auf dem iPad. Auf dem iPhone wirkt es auf mich frickelig und unübersichtlich, auf dem MacBook ist die Bedienung an zu viele Voraussetzungen geknüpft. Wer es nutzt, sollte sich aktiv um Datensicherung kümmern (sich z.B. die Datenbank per Mail selbst schicken), dann kann es eine Entlastung sein. Ich bleibe bei meinen Excellisten und werde die Fotofunktion vermissen. Sollte ich tatsächlich einmal auf das iPad umsatteln, würde ich vermutlich mit TT weiterarbeiten.

True- und Veracrypt

Auch True- und Veracrypt-Dateien konnte ich auf dem iPad nicht nutzen. Es gibt zwar einige Apps, mit denen man angeblich die Dateien zumindest öffnen kann. Aber bei mir klappte das nicht. 

Drucken

Das Drucken klappt mit dem Airprint-Protokoll in der Regel problemlos. Wenn die Drucker im Netzwerk dieses Protokoll nicht beherrschen, kann man sich oft eine entsprechende App vom Hersteller herunterladen oder - etwas frickelig - einen Cups-Server installieren. Während letzteres nur etwas für Bastler ist, ist ersteres nicht dem Workflow förderlich. Denn direkt Drucken geht nur mit Airprint. 

In Airprint werden die HP-Drucker in meiner Schule mit ihren langen und immer gleichen Gerätenamen angezeigt und leider nicht mit den verständlicheren Raumnummern. Insgesamt war es für mich nicht einfach möglich, in meiner Schule zu drucken, obwohl mir einige Drucker bekannt waren und ich diese testete. Ich bin dem Problem nicht weiter nachgegangen. Ich weiß, dass es - je nach Konfiguration - in anderen Schulen problemlos mit HP-Druckern funktioniert. Trotzdem ist dies ein Problem, dass mit einem Mauszeiger-Laptop nicht auftreten würde, weil man dort die Drucker gezielt, z.B. über die IP, installieren und benennen kann. 

Dateimanagement

Das Einbinden von Clouddiensten und WebDAV-Shares ist auf dem iPad eine gute Sache. Man findet hier auch diverse Apps. Hier kann man also nicht meckern, ich würde hier sogar sagen, dies ist mit dem iPad einfacher. 


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